Quo Vadis Betriebsführung?

13. Juni 2019

In der Windenergiebranche steigt der vielzitierte Kostendruck. Was sich aufgrund der Ausschreibungen zuerst in Projektierung, Einkauf und Co. niederschlägt, hat immer mehr Auswirkungen auf die Betriebsführung. Das bedeutet: weniger Kosten für den Betrieb, im Gegenzug nehmen die Anforderungen der Betreiber zu. Was aber heißt das für den Fokus eines Betreibers bei der Suche nach dem richtigen Betriebsführer?

Das Gros der Betreiber schaut bei der Suche nach einem Betriebsführer erst einmal auf die laufenden Kosten. Die Rechnung ist einfach: geringere Betriebsausgaben gleich höherer Profit. „Viele Betreiber wünschen sich eine abgespeckte Betriebsführung. Die Diskrepanz zwischen diesen Vorstellungen und dem was ein rechtssicherer Betrieb von Windparks erfordert, ist aber enorm“, erläutert Till Schorer, Director Sales bei der wpd windmanager GmbH & Co. KG.

Haftung der Betreiber

Ein zentraler Punkt sind haftungsrechtliche Aspekte, die vielen Betreibern nicht bewusst sind – beispielsweise die Übernahme der Anlagenverantwortung. Mit Inbetriebnahme und Anschluss an das Stromverteilungsnetz tragen Betreiber und Geschäftsführer einer Betreibergesellschaft die Anlagenverantwortung ihres Windparks. „Konkret heiß das: Bei Unfällen werden sie zur Rechenschaft gezogen, da sie persönlich haften“, so Schorer.

Rechtssicherheit spielt auch im Bereich QHSE eine Rolle. Gleiches gilt entsprechend für die Einhaltung aller erforderlichen Prüfungen – unabhängig ob es sich um gesetzliche, vertragliche oder versicherungsbedingte Regelungen handelt. „Werden all diese Prüfungen in einer reduzierten Betriebsführung berücksichtigt? Hier sollten sich Betreiber absichern“, erklärt Schorer.

Kosteneinsparungen vs. Ertragsverluste

Auch die Überwachung von Windparks ist ein wesentlicher Kostenfaktor. „Viele Betriebsführer bieten reduzierte Varianten an“, so Schorer. „Beispielsweise eine zeitbegrenzte Leitwarte, montags bis freitags von 9:00 bis 17:00 Uhr.“ Tritt an einer Anlage aber um 18:00 Uhr eine Fehlermeldung auf, steht die Anlage oder mitunter der gesamte Windpark bis zum nächsten Morgen. An einem Wochenende von Freitag bis Montag. Das führt bei Volllast schnell zu Ertragsverlusten, die die vorigen Kosteneinsparungen übersteigen. „Eine 24/7-Leitwarte, die Windparks rund um die Uhr überwacht, hat Reaktionszeiten von wenigen Minuten“, erklärt Schorer. „Das zahlt sich für den Betreiber aus.“

Außerdem sollten Betreiber darauf achten, dass ein Betriebsführer steigende Anforderungen abdeckt. „In diesem Jahr wird die Betriebsführung beispielsweise das EEG 2017, die Technischen Richtlinie 10 und die damit einhergehende Datenhaltung beschäftigen. Gleiches gilt für das Thema Kritische Infrastrukturen, das unter anderem die Etablierung eines Informationssicherheits-Managementsystems vorgibt“, verdeutlicht Schorer. „Wie aber geht der beauftragte Betriebsführer mit solchen Themen um? Insbesondere wenn dieser aus Kostengründen nicht alle aktuellen Anforderungen erfüllen kann oder auch will?“

Weitblick führt hier zu den größten Kosteneinsparungen. Denn gerade in der Betriebsführung gilt: Weniger ist keineswegs mehr. Auch nicht für die Zukunft der Betriebsführung.

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